2. Berner Psychotherapie-Kongress, 5./6. Mai 2017, Psychiatriezentrum Münsingen

mit Dr. rer. nat. Ulrike Borst, Dr. med. Rolf Ineichen, Dr. med. Jürg Liechti, Prof. Dr. med. Thomas Reisch, lic. phil. Martin Rufer, Prof. Dr. rer. soc. Jochen Schweitzer-Rothers, Dr. med. Gerhard D. Ruf, Prof. Dr. Ulrike Willutzki u.a.

Zeitgemässe Psychiatrie und Psychotherapie legen Wert auf Kooperation der Fachleute mit dem Patienten und dessen Angehörigen. Stabile Beziehungen und sichere Bindungen im (familiären) Umfeld bedeuten  für den Patienten einen wesentlichen Motivations- und Schutzfaktor. In der Praxis stellen sich der Kooperation jedoch ernstzunehmende Schwierigkeiten entgegen.

Da ist zum einen der psychisch kranke Mensch. Es liegt im Wesen vieler psychischer Krankheiten, dass sie die Beziehungsfähigkeiten vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen. Es kommt zu Interaktions- und Kommunikationsproblemen, die das Zusammenleben in Familie, Partnerschaft, am Arbeitsplatz oder in der Peergruppe belasten und für Fachleute eine Herausforderung bedeuten.

Da sind zum zweiten die Angehörigen. Sie sind dem Patienten gegenüber meist loyal durch natürliche Bindungen verpflichtet. Sie sind das Frühwarnsystem und tragen die Hauptlast im Alltag. Wie die jüngere Forschung zeigt, werden sie dadurch in einem Ausmass psychisch belastet, das die Fachwelt lange unterschätzt hat. Wo Angehörige nicht in die Behandlungsprozesse einbezogen werden, reagieren sie mit Ängsten, Ohnmachts-, Schuld- und Frustrationsgefühlen und sind damit selbst einem erheblichen psychischen und somatischen Krankheitsrisiko ausgeliefert.

Und da sind schliesslich die Fachleute. Kraft ihrer Rolle stehen sie in der Verantwortung, die interdisziplinäre Kooperation zu initiieren und zu koordinieren. Damit sind sie dem emotionalen Druck ambivalenter Erwartungen von Seiten der Patienten, Angehörigen und der Gesellschaft ausgesetzt.

Der Kongress behandelt unterschiedliche Konzepte des psychotherapeutischen Einbezugs von Angehörigen im ambulanten und stationären Setting innerhalb und ausserhalb der psychiatrischen Klinik. Die unterschiedlichen Zugänge basieren auf der Mobilisierung individueller, partnerschaftlicher, familiärer und institutioneller Ressourcen und haben zum Ziel, mit vereinten Kräften die gesunden Seiten des psychisch kranken Menschen zu stärken und Risiken zu mindern.

Es handelt sich um eine Kooperation zwischen dem ZSB Bern und dem Psychiatriezentrum Münsingen.

http://kongress.zsb-bern.ch